Please select a page template in page properties.
Zum Hauptinhalt springen

Ein Derby, in dem alles drin war

OHV-Handballer spielen beim Wilhelmshavener HV eine ganz starke erste Halbzeit – und doch sollte es am Ende knapp nicht zu Zählbarem reichen

Rund 150 mitgereiste Fans unterstützten die OHV-Mannschaft im Derby. Dafür bedankten sich die Spieler nach der Partie.

OHV-Kreisläufer Jannes Hertlein setzte sich erfolgreich gegen die Wilhelmshavener Abwehr durch und nutzte seine Chancen.

Kevin Wendlandt sorgte gegen den Wilhelmshavener HV im OHV-Angriff nicht nur selbst für Torgefahr, sondern überzeugte auch mit Anspielen.Fotos: Bernd Wolfenberg

Es war ein mitreißendes Derby. Nur: Es hat für die Drittliga-Handballer des OHV Aurich am Sonnabend kein jubelndes Ende genommen. Sie verloren beim Wilhelmshavener HV vor fast 1700 Zuschauern, unter ihnen rund 150 mitgereiste OHV-Fans, mit 28:29 Toren. Bis zur 40. Spielminute hatten sie immer geführt. Die Entscheidung fiel erst in den letzten drei Minuten.

„Das sind Spiele, die für immer bleiben“, sagte OHV-Trainer Pedro Alvarez. Das Derby hatte alles, was ein Aufeinandertreffen zweier Teams aus der Nachbarschaft ausmacht. Da waren Emotionen auf dem Spielfeld. Aber auch versteckte Nickligkeiten. Da war Stimmung auf der Tribüne. Das alles gepaart mit einem vor allem in der ersten Halbzeit ganz stark aufspielenden OHV machte in der Summe ein von Anfang bis Ende fesselndes Spiel.

Natürlich sei das Endergebnis ärgerlich gewesen, sagte OHV-Torwart Edgars Kuksa: „Aber das Spiel hat trotzdem Spaß gemacht.“

WHV-Trainer Christian Köhrmann war nach dem Spiel erleichtert. Das habe über 60 Minuten alle sehr viel Nerven gekostet.

Die Auricher starteten perfekt in die Partie und spielten eine erste Halbzeit wie aus einem Guss. Stark in der Abwehr mit einem blendend aufgelegten Torwart Edgars Kuksa, variabel und treffsicher im Angriff.

OHV-Spieler erhält Sonderbewachung

Nach nicht einmal zehn Minuten wechselte WHV-Trainer Christian Köhrmann bereits den Torwart. Für Konstantin Madert kam Jakub Lefan. Am Spielverlauf änderte das für lange Zeit nichts. Der OHV legte weiter die Tore vor, führte nach einer Viertelstunde mit vier Treffern (10:6). Als Kevin Wendlandt, der dem Angriffsspiel des OHV grundsätzlich enorm guttat, zwischen der 18. und 20. Spielminute dann auch noch drei Treffer erzielte, reagierte Köhrmann mit einer Sonderbewachung gegen ihn. Und hielt daran auch bis zur Halbzeitpause fest.

Der OHV tat sich in dieser Schlussphase, bedingt zudem durch personelle Wechsel, aber schwer. Trotzdem: Er hielt seine Führung (18:16) bis zur Halbzeitpause.

Dieser Zwischenstand schmeckte dem WHV-Trainer gar nicht. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass wir in der ersten Halbzeit ohne Abwehr spielen“, sagte Christian Köhrmann. 18 Tore kassiert zu haben: „Das passt nicht zum Verlauf unserer Saison bisher.“ Das Aushängeschild der Wilhelmshavener war bisher die Abwehr, die mit Abstand die wenigsten Tore zugelassen hat.

Die 16 erzielten Tore gefielen ihm da schon besser: „Unser Umschaltspiel war trotzdem okay. Wir haben viele Tore über die schnelle Mitte erzielt.“

Die Auricher Fans verabschiedeten ihre Mannschaft mit Beifall in die Pause. „Die Auricher haben eine super erste Halbzeit gespielt“, gab es nach dem Spiel auch ein dickes Kompliment vom ehemaligen OHV-Spieler Jonas Schweigart im Wilhelmshavener Team.

Die Abwehr sollte in der zweiten Halbzeit dann den kleinen, aber feinen Unterschied ausmachen, der den Ausschlag über das Ergebnis gab.

Die Wilhelmshavener steigerten sich in der Abwehr und machten, jetzt wieder defensiv eingestellt, den Aurichern so das Torewerfen schwer. „Da haben wir in der Abwehr auch in Zusammenarbeit mit dem Torwart besser funktioniert“, sagte Jonas Schweigart.

Zunächst klappten noch die Anspiele im Auricher Team von Petar Puljic und Kevin Wendlandt auf Kreisläufer Jannes Hertlein, der auch die ersten drei Tore nach dem Wechsel für den OHV erzielte und damit die Führung hielt. Dann unterbanden die Wilhelmshavener anschließend aber diese Stärke der Auricher.

Ryuga Fujita traf aus dem rechten Rückraum in der 40. Spielminute noch zum 22:21. Es sollte die letzte Führung für die Auricher gewesen sein. Mit einem verwandelten Siebenmeter und einem Gegenstoßtor drehten die Wilhelmshavener die Partie. Jetzt legten sie die Tore vor. Der OHV hielt aber gegen und glich jeweils aus. Fünfmal. Bis zum 27:27 in der 55. Spielminute.

Mit zwei gehaltenen Siebenmetern hatte der dafür eingewechselte Marten Jungvogel im Tor des OHV daran seinen Anteil. Nach seinem zweiten abgewehrten Strafwurf in der 53. Spielminute blieb er bis zum Schluss im Tor.

Der Pfosten verhinderte beim Stand von 27:27 nach einem Wurf von Rostyvlas Polishchuk die mögliche erneute Führung für den OHV. Es war bereits der dritte Pfostentreffer der Auricher in der zweiten Halbzeit.

Das 28:27 gelang stattdessen im Gegenzug dem WHV durch Matej Kozul. Als dann Kevin Wendlandt einen OHV-Angriff ohne Torerfolg abschloss, gelang den Wilhelmshavenern mit ihrer ersten Zwei-Tore-Führung durch Rechtsaußen Sergi Sanchez der vorentscheidende Treffer zum knappen Sieg.

„Gerne hätten wir den Erfolg aus der vergangenen Saison wiederholt. Wir sind super gestartet und haben gespürt, da geht was“, sagte OHV-Spieler Evgeny Vorontsov. Am Ende seien dann aber im Angriff etwas die Ideen ausgegangen.

Für den OHV gab es zwar keine Punkte auf der Habenseite. „Ich bin mit der Leistung der Mannschaft aber ganz zufrieden“, sagte Trainer Pedro Alvarez.

 

Wilhelmshavener HV – OHV Aurich 29:28 (16:18)

Wilhelmshavener HV: Madert, Lefan; Troschke, Postel (5 Tore), Maas (2), Eberlein (8/davon 4 Siebenmeter), Sanchez (6), Schweigart (1), Behrens, Kozul (3), Schwolow (1), Düren, Drechsler (3).

OHV Aurich: Kuksa, Jungvogel, Ebeling; de Buhr (2), Wendlandt (5), Reshöft (4), Fujita (6), L. Meinke, Vorontsov, H. Stoehr, Hertlein (6), Polishchuk (2), Molnar, Hegyi, Crnic, Puljic (3/1).

Zeitstrafen: WHV 6 Minuten – OHV 6.

Siebenmeter: WHV 6/4 verwandelt – OHV 1/1.

Schiedsrichter: Sven Levermann/Christian Rietenberg (Lage/Neustadt a. Rübenberge).

Zuschauer: 1689.

Torfolge: 1:4 (6. Spielminute), 6:7 (12.), 6:10 (14.), 11:13 (20.), 12:15 (22.), 14:15 (25.), 16:18 (30.); 19:21 (36.), 21:21 (39.), 21:22 (40.), 23:22 (42.), 25:24 (50.), 27:27 (55.), 29:27 (58.), 29:28 (60.).