Packend bis zur letzten Sekunde
Wenigstens nicht verloren: Das ist der positive Blick der Drittliga-Handballer des OHV Aurich und ihrer Fans auf das Endergebnis gegen Tabellennachbar Sportfreunde (SF) Soehre. Unentschieden (30:30) trennten sich beide Teams nach einem rassigen Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Es hätte besser für die Auricher laufen können, aber auch schlechter. Und beides selbst noch in den letzten 45 Sekunden.
Es war ein Spiel ganz nach dem Geschmack der 1040 Zuschauer, unter ihnen rund 20 mitgereiste Fans der Soehrer Mannschaft. Und die zeigten sich genau so gut in Form wie ihr Team und trugen mit zur stimmungsvollen Atmosphäre bei.
Die erste Halbzeit hatte schon so etwas von der Geschwindigkeit der Ballwechsel im Tennis. So schnell ging es hin und her. 21:18 hieß es zur Pause für den OHV. 39 Tore in 30 Minuten.
„Da hat die Abwehrleistung nicht gestimmt“, sagte Soehres Trainer Sven Lakenmacher mit Blick auf die Leistung seiner Mannschaft in der Defensive. Er wechselte nach 20 Minuten den Torwart. Für Pascal Kinzel kam Jan Koob.
OHV-Trainer Pedro Alvarez, der in der 21. Spielminute beim Stand von 14:14 eine Auszeit nahm, tauschte da die halbe Mannschaft. Er brachte mit Henning Stoehr, Balazs Molnar, Rostyvlas Polishchuk und Marcell Hegyi gleich vier neue Spieler. Radikalkur nannte es einer.
OHV gleicht Rückstand immer wieder aus
Aber die wirkte. „In den letzten zehn Minuten stand die Abwehr top“, sagte OHV-Spieler Jorit Reshöft. Mit 6:3 Toren ging diese Schlussphase an den OHV. Drei Treffer gingen auf das Konto von Henning Stoehr, zwei auf das von Rostyvlas Polishchuk und eins auf das von Torwart Edgars Kuksa, der, als die Soehrer wegen einer Zeitstrafe in Unterzahl ihren Torwart aus dem Spiel genommen hatten, ins leere Tor der Sportfreunde traf. Darüber hinaus verhinderte Kuksa in dieser Phase mit drei Glanzparaden Tore für den Gegner.
Alle, die auf der Grundlage des Halbzeitstandes das Endergebnis schon mal hochgerechnet hatten, hatten sich komplett verrechnet. Denn die zweite Halbzeit lief total anders als die erste.
Bei den Sportfreunden Soehre jetzt wieder im Tor: Pascal Kinzel. Und der nahm dem OHV sofort nach Wiederbeginn gleich mal mit zwei Paraden bei Chancen für Balazs Molnar und Kreisläufer Marcell Hegyi den Wind aus den bis dahin weit gespannten Angriffssegeln. Es sollten nicht seine letzten gewesen sein. Zwar hielt der OHV zunächst knapp seine Führung. OHV-Trainer Pedro Alvarez reagierte auf den Spielverlauf aber mit einem Torwartwechsel, brachte in der 39. Minute beim Stand von 24:23 Marten Jungvogel für Kuksa.
Jungvogel konnte nicht verhindern, dass die Soehrer das Spiel drehten. Zu viele beste Torchancen ließen die Auricher gegen eben jenen Kinzel, der sich in die Köpfe der OHV-Spieler parierte, ungenutzt.
25:24 führte der OHV in der 41. Spielminute. Es sollte die letzte Führung gewesen sein. Daraus wurde in den nächsten fünf Minuten ein 25:27. Lediglich vier Tore hatten die Auricher seit Beginn der zweiten Halbzeit erzielt. Bis zur 50. Minute kam nur noch eins dazu.
Aus dem 26:28 aber arbeitete sich der OHV durch ein Kempator von Jorit Reshöft im Zusammenspiel mit Ryuga Fujita und einem Treffer von Wilke de Buhr ins erneut leere Tor der Soehrer zum 28:28.
Die legten aber per verwandeltem Siebenmeter durch Artjom Antonevitch, den Top-Torschützen der Staffel Nord-West, den der OHV nicht zur gewohnten Entfaltung kommen ließ, wieder vor.
Den Ausgleich des OHV zum 29:29 verhinderte zunächst SF-Torwart Pascal Kinzel. Er blieb im Siebenmeter-Duell mit Petar Puljic Sieger. Es war Kinzels elfte Parade in der zweiten Halbzeit.
Das 29:29 gelang dem OHV dann aber doch. Ryuga Fujita schloss einen Gegenstoß auf Pass von Marten Jungvogel ab.
Und auch auf die nächste Führung der Soehrer antwortete der OHV mit dem Ausgleich.
Ein Pfostentreffer der Gäste öffnete dem OHV dann die Tür für die Führung. 45 Sekunden waren noch zu spielen. OHV-Trainer Pedro Alvarez setzte die Auszeitkarte. Die finale Aktion lief jedoch anders als abgesprochen und ging schief.
Noch 30 Sekunden. Auszeit Sportfreunde Soehre. Die kamen zum angesagten Abschluss per Kempatrick durch Yannik Ihmann. Den erfolgreichen Abschluss aber verhinderte OHV-Torwart Marten Jungvogel mit einer Glanztat.
Einer torreichen ersten Halbzeit mit einem 21:18 stand für den OHV schließlich eine zweite mit 9:12 Toren gegenüber, die aber nicht weniger spannend-mitreißend war.
Machte unter dem Strich ein 30:30, mit dem SF-Trainer Sven Lakenmacher megazufrieden war: „Wir sind jetzt seit sechs Spielen ungeschlagen.“ Und mit dem der OHV leben konnte. Wenn auch etwas wehmütig.