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Ex-Auricher Pliuto wirft erste Erstliga-Tore

Handball Wie sich der 22-Jährige in Wetzlar eingelebt hat – Ein Bundesliga-Ranking führt er sogar an

Nikita Pliuto hat sich nach seinem Wechsel aus Aurich zur HSG Wetzlar dort gut integriert. Foto: Imago

Wetzlar - Vier Würfe, vier Treffer: Nein, es war kein Aprilscherz, den Nikita Pliuto am 1. April erlebte. Im Heimspiel gegen GWD Minden warf der Ex-Auricher, der vor zwei Monaten zur HSG Wetzlar gewechselt war, seine ersten Tore in der Handball-Bundesliga. „Das kann mir keiner mehr nehmen. Es war ein unglaubliches Gefühl“, schildert Nikita Pliuto. Seine Freundin Cara Klooster und sein Bruder Alex Pliuto erlebten seine Premierentreffer in der stärksten Handball-Liga der Welt live in der Halle mit. Es „hagelte“ Glückwünsche von Verwandten, Freunden und Ex-Mitspielern auf sein Handy.

Nichtsdestotrotz spricht Nikita Pliuto von einem „Wechselbad der Gefühle“ am vergangenen Sonnabend. Denn die so wichtige Partie im Kampf um den Klassenerhalt gegen Mitkonkurrent Minden ging mit 25:27 verloren. „Das war natürlich sehr ärgerlich, ausgerechnet gegen Minden zu verlieren. Aber noch haben wir es in der eigenen Hand, stehen weiter vor Minden und Hamm-Westfalen“, sagt Nikita Pliuto.

Acht Spiele hat die HSG Wetzlar in dieser Saison noch zu bestreiten, mit 13:39 Punkten belegt sie den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Auch dank seiner
ersten Bundesliga-Tore hofft Nikita Pliuto nun, dass er weiter und vielleicht noch mehr Einsatzzeit erhält und seinen Teil zum angepeilten Klassenerhalt beitragen kann. Das wird der Kroate Hrvoje Horvat nicht mehr. Denn vom erst im Dezember verpflichteten Trainer hat sich die HSG Wetzlar zu Wochenbeginn nämlich schon wieder getrennt. Horvat soll den Klub darüber informiert haben, dass er ein Vertragsangebot eines ausländischen Vereins für die neue Spielzeit angenommen habe. „Für uns ist das nach den Absprachen mit mir, aber auch dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung ein absoluter Vertrauensbruch“, wird HSG-Sportchef Jasmin Camdzic in einer Mitteilung vom Dienstag zitiert. Übergangsweise übernimmt Camdzic und Co-Trainer Filip Mirkulovski die Bundesliga-Mannschaft.

Nikita Pliuto zerbricht sich wegen der Unruhen auf der Trainerposition nicht den Kopf. „Ich konzentriere mich auf mich und das Team. Es war ja nicht nur der Trainer, der mich holen wollte. Ich glaube, dass ich gezeigt habe, dass ich hierhin gehöre“, sagt der 22-Jährige durchaus selbstbewusst.

Dabei begann der Bundesliga-Traum für Nikita Pliuto nach seinem Wechsel Mitte Februar von Drittligist OHV Aurich zum hessischen Erstligisten denkbar schlecht. „Nach anderthalb Wochen im Training habe ich mir einen Bänderriss im Fuß zugezogen“, sagt er. Gut zwei Wochen musste er mit dem Teamtraining aussetzen. „Ich habe aber zugeschaut und war beim Athletiktraining dabei. Zusätzlich habe ich Rehatraining bekommen.“ Wegen der Verletzung verpasste Pliuto auch einen Lehrgang der weißrussischen Nationalmannschaft. „Ich hoffe, dass ich wieder eingeladen werde.“ Ob die weißrussische Auswahl auch Spiele bestreitet, ist aufgrund der politischen Lage ungewiss.

Nach der auskurierten Verletzung kam der gebürtige Marienhafer bislang zu vier Bundesliga-Einsätzen. Am 1. April stand er etwa 13 Minuten auf der Platte, warf vier Tore und holte einen Siebenmeter heraus. Fast wäre Pliuto, der bislang ausschließlich in der Offensive und als Kreisläufer eingesetzt wurde, in Aurich aber auch als Abwehrexperte galt, sogar im „Team des Spieltags“ gelandet. Mit seinen Spielwerten wies der 1,97-Meter-Mann einen Handball-Performance-Index (HPI) von 81 auf. „Auf den letzten Metern“ verdrängte ihn noch der Hannoveraner Kreisläufer Justus Fischer mit einem Wert von 82 aus der Auswahl. Es war das erste Mal, dass Nikita Pliuto genügend Spielzeit hatte, um einen HPI-Wert zu erhalten. Sein Saison-Durchschnittswert liegt also bei 81 – es ist der beste aller Bundesliga-Spieler. Überbewerten darf man das natürlich nicht, halten wird er diese Spitzenposition gewiss auch nicht. Aber es ist eine schöne Momentaufnahme für den Mann, der erst seit einigen Wochen Profi ist und seinen Job als Kaufmann für Finanzen und Versicherungen bei der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse gekündigt hatte.

Im Team der HSG fühlt er sich integriert, in Wetzlar hat er sich gut eingelebt, sagt er. Nur dass man sich nicht mit „Moin“ begrüßt, sondern mit „Gude“ oder „Hallo“ muss er erstmal verinnerlichen. Jetzt über die Ostertage darf es aber wieder das „Moin“ sein. Denn für diese kehrt er erstmals seit seinem Wechsel nach Ostfriesland zurück.