Erstellt von Willy Oevermann

Seit mittlerweile sieben Jahren steht der lettische Nationalspieler im Tor des OHV Aurich und möchte am Ende dieser Spielzeit seine Karriere beenden. „Lieber aufhören, wenn du noch gut bist“, begründet er seinen Entschluss und will diesen „vernünftig zu Ende spielen“. Der 35jährige möchte mehr Zeit für seine Frau und die beiden Kinder haben und ihnen in Zukunft „etwas zurückgeben“. Denn neben seinem beruflichen Vollzeitjob, dem Training an vier/fünf Abenden pro Woche und den Heim- und Auswärtsspielen blieb bisher kaum Zeit für die drei anderen. Das soll sich ändern.
Die knappe Zeit wurde bis vor kurzem sogar ständig weiter reduziert durch die Einsätze und Reisen mit der lettischen Nationalmannschaft. Stolze 102 Länderspiele sind es für Edgars geworden, davon allein 32 während seiner Auricher Zeit. Ehrgeizig vorgenommen hatte er sich die Zahl von 112, um den bisherigen lettischen Rekordtorhüter zu überbieten. Doch nachdem sein Körper ihm spürbare Signale gegeben hatte, beendete er im Herbst letzten Jahres seine internationale Karriere. Mit tollen Erlebnissen, Begegnungen und Erinnerungen im Kopf, u.a. mit dem Spiel gegen die Deutschen bei der Handball EM 2020 in Norwegen, in dem Gensheimer, Wolff, Bitter & Co. mit allergrößter Mühe einen 28:27 Erfolg gegen den vermeintlichen Zwerg schafften und Eddy „wie der Teufel“ hielt. Die Strapazen der Länderspielreisen nahm er gerne auf sich, auch wenn er dafür bei seinen Arbeitsstellen schon mal extra Urlaub nehmen musste.
Der junge Eddy hatte die Überlegung, Vollprofi zu werden, bereits frühzeitig beiseitegeschoben. Er wollte Sport und Beruf und als ihm bei der WM 2007 der deutsche Torwart Henning Fritz mit seinen katzenartigen Bewegungsabläufen, den blitzschnellen Reaktionen und dem sofortigen Einleiten des Tempogegenstoßes so tief beeindruckte, stand für Edgars fest, er wollte unbedingt im Lande des neuen Weltmeisters Handball spielen und setzte dies konsequent in die Tat um; damals war er 19 Jahre jung und als er in Germany ankam, konnte einen einzigen Satz auf Deutsch: „Mein Name ist Edgars!“
Das hat sich im Laufe der Jahre stetig verbessert, auch im Rahmen seiner abgeschlossenen kaufmännischen Berufsausbildung. Jetzt soll für 191 cm langen Modellathleten mit dem Sport Schluss sein. 25 Jahre Handball sind es dann geworden, davon allein 16 Jahre in Deutschland. Seinen letzten Punktspielen, insbesondere dem allerletzten Heimspiel, schaut er schon jetzt mit gemischten Gefühlen entgegen: „Wird traurig werden!“ Als einer der Publikumslieblinge, der sich auch als solcher fühlt, genießt er es im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings ohne jegliche Arroganz. Ganz im Gegenteil, denn der enge Kontakt, die Nähe zu den Zuschauern, ob groß oder klein, sind ihm wichtig und „machen letztlich den Verein aus.“ Vielen Fans wird Eddy zukünftig auf der Platte fehlen – und dazu gehöre ich auch.
Wie ihm die neue Zeit bekommen wird, die mit der Familie und Freunden, wird sich in den kommenden zwei/drei Monaten zeigen. Auf den Zuschauerrängen des OHV wird man ihn auf alle Fälle erleben können. Und ob eines Tages etwas OHV-mäßiges entsteht, wird man sehen.
Gleiches ist auch von Thomas Grotjan, dem Geschäftsführer der OHS zu vernehmen: „Mit Edgars Kukša verabschieden wir leider einen herausragenden Torwart. Sieben Jahre lang war Eddy das sichere Rückgrat unserer Mannschaft – auf dem Feld durch seine spektakulären Paraden, daneben durch seine Bodenständigkeit und seine tiefe Verbundenheit mit dem Verein und den Fans. Wir respektieren seinen Entschluss, sich nun verstärkt seiner Familie zu widmen, und wünschen ihm von Herzen nur das Beste für den neuen Lebensabschnitt. Die Türen des OHV stehen für Eddy immer offen – sei es als Zuschauer, Unterstützer oder vielleicht auch eines Tages in anderer Funktion.“