Und überhaupt… von Willy Oevermann
„Wenn ich im Überschwang der Gefühle glaubte, dass das Fell des Bärenmädchens die gleiche Farbe wie meines hatte, dann ist das nicht ganz richtig. Während meines von eher dunklem Marineblau ist, mit einem Stich Ultramarin, so wie das tiefe, wild bewegte Meer, war das Ihre viel heller, wie das Blau des Himmels, der Kornblumen oder des Vergissmeinnichts. Ich hatte noch nie in meinem Leben etwas Faszinierenderes gesehen. Ab jetzt, für alle Zeiten, war dieses Mädchen das Zentrum meines Daseins. Ich existierte nur aus dem einem Grunde, das Blaubärmädchen zu lieben. Ich wollte es gegen jede Gefahr, die es wagen würde, sich gegen unser Glück zu stellen, mit Krallen und Zähnen verteidigen, und ich würde der Gefahr dafür das Herz aus dem Leibe reißen und ungekocht verspeisen, wenn sie eins hätte. Ich fühlte mich imstande, den Ozean auf eine Tasse Fischsuppe einzukochen, nur mit dem Feuer meiner Liebe. Ich konnte den Lauf der Welt anhalten, rückwärts und dann wieder vorwärts laufen lassen, nur um jene Geste noch einmal zu sehen, mit der sie sich die Margeritenblüte hinters Ohr steckte.
Nur eins, da war ich mir vollkommen sicher, konnte ich nicht: das Blaubärmädchen ansprechen!“
Von ähnlich imponierender Art wie Walter Moers‘ Käpt’n Blaubär sind wir Männer auf der Tribüne der Sportarena: Wir könnten Tempo gehen ohne Ende; volle sechzig Minuten lang, wenn’s sein muss noch länger. Wir stünden in der Abwehr wie ein Bollwerk; massiv und dennoch leichtfüßig den Gegner störend. Wir würden jede Finte unseres Gegenspielers erahnen, im richtigen Moment blocken, leicht und locker 20 Zentimeter höher springen als der Werfer und zum Spaß auch noch ’nen Dezimeter höher. Wir würden auf keinen Wackler hereinfallen und blitzschnell mit festem Schraubstockgriff unserem Kontrahenten regelkonform den Ball aus der Hand pflücken.
Das blitzschnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff in Windeseile und Tempogegenstöße mit Pässen wie an der Schnur gezogen, wären für uns ganz normaler Standard. Mit raffinierten Einfällen und traumhaften Kombinationen würden wir Lücken in die gegnerische Abwehr reißen. Und schließlich würde der Ball, mit todsicherer Präzision geworfen, ein ums andere mal im Netz der gegnerischen Sieben landen. Selbst beim Siebenmeter würden wir dem Gästekeeper die Achselhaare mit der Kugel um zwei Dezimeter kürzen. Die falschen Entscheidungen der Schiris könnten uns genau so wenig irritieren, wie die schauspielerischen Einlagen des Gast-Ensembles und die Grölerei ihres Anhangs.
Nur eines, da sind wir uns absolut sicher, könnten wir nicht: Aus dem Kabinengang in die vollbesetzte Halle laufen – direkt auf unsere Frauen, Kinder und Freunde zu – ohne über unsere eigenen Füße zu stolpern und ohne uns anschließend der Länge nach hinzulegen.
